Dienstag, 20. September 2011

20. September 2011

20. September, Futamioura nach 横浜市
 
Der Abend ist noch länger geworden, Wolfgang und Gunda gehen im Regen zum Tempel. Oben begrüßt sie Ruhe und die Grillen. Kein weiterer Gast ist da. In der Nacht gehen die Planungen im Kopf weiter. Klar ist, heute um 10:08 fährt der Zug nach 横浜市. Heute muss Alex entscheiden, wann sie fliegt. Heute müssen wir klären, was bei einem früheren Rückflug mit den Rädern geschieht und wie wir die Zeit bis dahin verbringen.
Die Zugfahrt ist entspannend und schön.   


Draußen regnet es in Strömen, die Züge sind nicht überfüllt, es ist ruhig und sie sind pünktlich. Wir sind schnell in 横浜市 und finden die Jugendherberge, die hier Hotel heißt, und stehen fassungslos vor dem Haus: es hat 15 Stockwerke. Im Foyer begrüßt uns das Zeichen der internationalen Jugendherberge. Wir sind richtig. Die Zimmer sind echte Hotelzimmer, richtig klassisch westlich. Also zum ersten Mal seit langen wieder ein Bett, ein eigenes Bad. Das Fenster lässt sich nicht öffnen.
Alex entscheidet, den nächstmöglichen Flug zu nehmen. Gunda und Wolfgang entscheiden, eine weitere Nacht in 横浜市 zu bleiben, auch um einen Tag nach東京, wenigstens symbolisch, zu fahren. Zwei Stunden später hat Wolfgang seine Tanzfrauen angeschrieben mit der Bitte, den Kontakt nach Amsterdam zu den Mennoniten herzustellen. Gunda hat Jürgen und Theo geschrieben, mit der Frage, ob sie einen Kurztrip nach Amsterdam machen würden und Alex hat ihren Flug auf den Samstag umgebucht. Also müssen erneut die eben erst gebuchten Jugendherbergen abgesagt, neue gebucht werden. Urlaub ist das nun wirklich nicht. Am Ende haben wir eine Reservierung, wieder in 奈良市, vom Preis-Leistungs-Verhältnis her gut. Auch in der Internationalen Jugendherberge in 大阪市 war ein Platz. Alex bleibt auch eine weitere Nacht hier, fährt aber mit dem schnellen Zug nach 京都市 zum Sightseeing, Wolfgang und Gunda für 100 Euro weniger mit dem Langsamen direkt nach 奈良市. Dann haben wir einen gemeinsamen Tag in 京都市 bevor es ans Packen und dann mit Alex zum Flughafen geht. Urlaub ist das nicht und wir haben uns nun wirklich nicht vorgestellt, die letzten zwei Wochen am Telefon und im Internet mit organisatorischen Fragen zu verbringen. So scheint es aber der Situation angemessen gelöst zu sein. Es regnet immer noch, soll aber doch bald wieder aufhören.

19. September 2011

19. September, Futamioura
 
Es ist unglaublich voll. Heute ist Feiertag zur Ehre der älteren Menschen. So sind also wieder viele Familien unterwegs. Beim Schrein ist es auch schon voll und selbst auf den Steinen ist kein Platz mehr frei:    

dort sitzen über 20 Kormorane und trocknen vor sich hin.    

Wir treffen Alex am Meer und machen uns auf den Weg   

zum „伊勢神宮“, dem heiligsten Schrein in Japan. Er besteht aus einem inneren und einem äußeren Schrein. Der äußere Schrein ist auch schon recht voll, für einen Feiertag beinahe beschaulich. Wir folgen den Scharen auf dem Weg durch den wunderschönen Wald.    

Die Gebäude werden – so ist es schintoistische Tradition – alle 20 Jahre neu gebaut, direkt neben dem anderen Gebäude. Das Holz wird dann für andere Schreine verwendet. Noch ist Zeit für den nächsten Bau, 2013 wird er fertig sein. Die Architektur ist noch ohne buddhistische Einflüsse. Er beeindruckt uns sehr.   

Wir fahren anschließend mit dem wohl teuersten Bus Japans zum Inneren Schrein. Der Anweisung, man solle erst den äußeren und dann den inneren Schrein anschauen, scheinen die wenigsten zu folgen, denn hier ist es brechend voll. Busse über Busse, Autos, Massen an Menschen. Winker überall.   

Die Lenkung der Pilgerströme geschieht interessanterweise im Rechtsverkehr. Wir entscheiden, dass wir einem jungen Paar folgen, die mehr oder weniger religiös und doch sehr andächtig durch den äußeren Schrein gegangen sind.   











Es ist spannend zu sehen, dass er ihr vieles erklärt, sie aber deutlich andächtiger ist. Dank ihrer Führung sehen wir auch die Nebengebäude und kleineren Schreine am Rande. Nach all den Regenvorhersagen ist es dennoch ganz sonnig und heiß. Wir überlegen, doch noch nach 鳥羽市 zu fahren und treffen die fatale Entscheidung, zur nächsten Bahnstation zu laufen, die nah aussieht. Wir verlaufen uns, es wäre auch die falsche gewesen. Am Ende ist es einfach nur heiß, die Umgehungsstraße hat noch nicht einmal einen Supermarkt und wir sind alle genervt. Es gipfelt in der Ankündigung von Alex, dass sie ihren Flug umbuchen will, weil es ihr zu heiß ist. Ratlos und allerseits irritiert fahren wir zurück. Es gibt lange Gespräche über Missverständnisse, Erwartungen, Enttäuschungen. Es bleibt dabei, dass sie früher fährt. Daran ändern auch die Gespräche nichts. Nun gut. Wir werfen die Planung um. Die Frage mit den Rädern stellt sich neu. Es wird ein langer Abend. Irgendwann holt uns dann doch der Regen ein.

18. September, 京都市bis Futamioura

18. September, 京都市 bis Futamioura

Heute Morgen ist der Himmel wieder klar und blau, die Wolken sind zerfetzt, es ist warm und trocken. Ein wunderschöner Spätsommertag. Wir fahren mit dem Zug nach Süden, wieder nach Futamioura, wo wir für Alex das letzte freie Hotelzimmer gefunden haben und Gunda und Wolfgang in ihre Lieblings-Jugendherberge neben dem Tempel gehen.
Die Fahrt führt an den hohen Bergen nördlich vorbei, entlang zweier Flüsse und durch zwei Pass-Tunnel, auch hier sind die Berge bis 1.000 m hoch. Die Reisernte ist noch nicht beendet, überall trocknen die „Reis-Ähren“ vor sich hin. Auch hier wird Tee angebaut, dieses Jahr wird es mit der Ernte schwierig (oder auch nicht), denn er ist verstrahlt. Das Meer kündigt sich nur dadurch an, dass wir ab und an Schleusentürme sehen, Kräne und es am Horizont weit ist. Als die Berge dem Meer immer näher kommen, wissen wir, dass wir bald da sind. Heute ist Sonntag und die Flüsse sind voller Menschen mit (Tages-)Zelten neben ihren Autos. Auch einige Zeltplätze sind offen und belegt. Morgen ist Feiertag.
In Futamioura angekommen, finden wir mit der Hilfe einer vor uns her laufenden Dame eines anderen Hotels das Hotel von Alex und lösen dort eine ziemliche Verwirrung aus. Angemeldet ist nur sie und nun stehen wir zu dritt vor dem Hotel. Jeder Versuch, pantomimisch die Damen zu beruhigen, macht die Sache nur schlimmer. Schließlich wird das Reisebüro auf dem Handy eines eilig herbei telefonierten jungen Mannes angerufen. Alex kann klären, dass nur sie dort bleibt (wir überlegen in der Zwischenzeit, dass wir ja auch durchs Fenster einsteigen könnten und die zehn Kinder, die hinter uns warten, dann mitnehmen und ebenso unsere Räder….). Wir gehen einkaufen und kommen wieder, es ist immer noch eine kleine Aufregung. Als wir dann mit den Taschen abziehen, beruhigt sich die Lage. Das Hotel ist ebenfalls ein traditionelles Haus und sehr schön.
Wir wandern an den Steinen vorbei, heute steppt hier selbst nach 17:00 der Bär, und wandern zur Jugendherberge hinauf. Auch sie ist voll, nach und nach. Wir essen die Mikrowellen-Essen (leider gab es keine Nudeln zum Kochen) und bringen Alex wieder hinab. Es ist ein warmer Abend und nun wird es langsam leerer an der Strandpromenade.